Originalquelle: Naturafoundation

Bei Kindern, die auf natürliche Weise geboren wurden, finden sich anschließend spezifische, möglicherweise immunstärkende Darmbakterien, die bei Kindern, die durch einen Kaiserschnitt geboren wurden, in geringerem Maße auftreten. Forschern der Universität Luxemburg zufolge könnte dies der Grund dafür sein, dass Kinder, die auf natürliche Weise geboren werden, weniger chronische und immunbedingte Krankheiten entwickeln.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden kürzlich in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht. Dort werden die Unterschiede beschrieben, die bei 33 Neugeborenen, die teils auf natürliche Weise und teils durch Kaiserschnitt geboren wurden, gefunden wurden (Wampach, 2018).

Mehr proinflammatorische Cytokine

So scheinen zum Beispiel einige Funktionspfade einschließlich der Lipopolysaccharid-Biosynthese bei natürlich geborenen Kindern stärker ausgeprägt zu sein. Die Forscher glauben, dass diese stärkere Ausprägung mit Funktionen im Zusammenhang steht, die mit spezifischen Stämmen zusammenhängen, die während einer natürlichen Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.

Warum dies eine positive Auswirkung auf das Immunsystem von natürlich geborenen Kindern haben könnte, erklären die Wissenschaftler folgendermaßen: „Die Stimulation primärer menschlicher Immunzellen mit dem Lipopolysaccharid aus frühen Stuhlproben von natürlich geborenen Neugeborenen führt zu erhöhten Konzentrationen an Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α) und Interleukin 18 (IL-18).“

TNF-α ist ein Cytokin, das eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen bei Krebs spielt und IL-18 ist ebenfalls ein proinflammatorisches Cytokin. Auch bei natürlich geborenen Kindern erwiesen sich die Blutwerte dieser beiden Marker als erhöht. (Wampach, 2018)

Gestörte Mutter-Kind-Übertragung

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass eine Geburt durch Kaiserschnitt die Übertragung spezifischer mikrobieller Stämme von der Mutter auf das Kind stört (Wampach, 2018).

Sie erklären, in einer Folgestudie den Mechanismus erforschen zu wollen, der diesen Ergebnissen zugrunde liegt. Weiterhin möchten sie einen Weg finden, die durch Kaiserschnitt geborenen Kinder mit den fehlenden Bakterienstämmen zu versorgen, zum Beispiel durch die Verabreichung von Probiotika (MedicalXpress, 2018).

Unsterile Umgebung

Zu diesem Phänomen wurden bereits einige Studien durchgeführt, in denen untersucht wurde, welche Auswirkungen es hat, wenn durch Kaiserschnitt geborene Kinder mit den vaginalen Mikroorganismen ihrer Mütter in Kontakt kommen. Die Forscher fanden dabei keinen Effekt, stellten aber fest, dass die Übertragung verschiedener Bakterienstämme bereits vor der Geburt des Kindes erfolgt. Möglicherweise geschieht dies in dem unsterilen Zeitraum nach dem Platzen der Fruchtblase, der lange genug andauert, dass Bakterien aus der Vagina der in den Darm des Kindes gelangen können (Willyard, 2018).

Kinderadipositas

Die Erforschung der langfristigen Folgen des Fehlens mütterlicher Bakterienstämme bei Säuglingen, die durch Kaiserschnitt geboren wurden, steckt noch in den Kinderschuhen. Es zeigt sich jedoch, dass der erste Stuhlgang bei Kaiserschnittkindern oft erst nach Tagen stattfindet, während dies bei einer natürlichen Geburt bereits in der Gebärmutter geschehen kann (Willyard, 2018). Eine Studie aus dem Jahr 2013 legt nahe, dass ein Kaiserschnitt mit einer geringeren mikrobiellen Vielfalt bei Kindern in den ersten zwei Lebensjahren verbunden ist (Jakobsson, 2014).Weiterhin halten es einige Wissenschaftler durchaus für möglich, dass beispielsweise der Zusammenhang zwischen einer Geburt durch Kaiserschnitt und kindlicher Adipositas eine Folge der Zusammensetzung der Mikroorganismen bei diesen Kindern sein könnte (MedicalXpress, 2012).

Quellen

[1] Jacobsson et al. (2014). Decreased gut microbiota diversity, delayed Bacteroidetes colonisation and reduced Th1 responses in infants delivered by caesarean section. Gut. 63(4):559-66. doi: 10.1136/gutjnl-2012-303249

[2] MedicalXpress (2012). Caesarean section delivery may double risk of childhood obesity. Abgerufen unter: https://medicalxpress.com/news/2012-05-caesarean-section-delivery-childhood-obesity.html#nRlv

[3] MedicalXpress (2018). Altered microbiome after caesarean section impacts baby’s immune system. Abgerufen unter: https://medicalxpress.com/news/2018-11-microbiome-caesarean-section-impacts-baby.html

[4] Wampach et al. (2018). Birth mode is associated with earliest strain-conferred gut microbiome functions and immunostimulatory potential. Nat Commun. 9(1):5091. doi: 10.1038/s41467-018-07631-x

[5] Willyard (2018). Could baby’s first bacteria take root before birth? Abgerufen unter:  https://www.nature.com/articles/d41586-018-00664-8#references

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